Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Netzwerke(n) als Bibliothek, Gesundheitskompetenz fördern

(Presseinformation 29.01.2019)

 

 

Wetzlar. Was ist nötig, damit die kommunale Prävention und Gesundheitsförderung dem Thema „atopische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter“ gerecht wird? In einem Fachgespräch und einem Wochenendworkshop hat die Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind (AAK) Lösungsansätze erarbeitet.

Sich mehr in die Angebote anderer einbringen, ist ein Aspekt, der bei dem Themenwochenende in der Jugendherberge in Wetzlar herausgestellt wurde. Das Fachgespräch machte deutlich, dass der bundesweit agierende Verein verstärkt Partner sein will. Dies soll langfristig geplant werden.

Im Lahn-Dill-Kreis seien die Aktivitäten zur gesundheitlichen Prävention vielfältig und in den letzten Jahren weiter ausgebaut worden, ließ der Erste Kreisbeigeordnete Stephan Aurand (SPD) in seinem Grußwort mitteilen. Es gelte, individuell zu unterstützen: „Die Förderung von individuellen Gesundheitskonzepten helfen dabei, die Lebenssituation des Einzelnen zu verbessern.“

Dabei helfen können Netzwerke. Sie sind Orte für Kommunikation, gemeinsames Handeln und gegenseitige Wertschätzung.

„Netzwerken“ heiße mehr als nur ein soziales Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Vielmehr gehe es darum, soziale Unterstützung zu haben: „Persönliches Vertrauen der Akteure untereinander ist dabei wichtig. Grenzen und Distanzen werden überbrückt. Dadurch werden Schichten und gesellschaftliche Trennungen aufgehoben: Das Kind eines Arztes ist von einer Allergie genauso betroffen wie das Kind eines Bauarbeiters – in einem Netzwerk interagieren sie via Smartphone.“ Austausch, Unterstützung, Leute treffen, Wissenserweiterung, Kommunikation, Kompetenzen nutzen – für die Selbsthilfe sei Netzwerken zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden, auch im Hinblick auf Zusammenhalt und Handlungsfähigkeit. Fübbeker: „Alles zusammen führt zu weniger Stress und zu einem besseren Wohlbefinden.“

Kooperationspartner gewinnen ist ein Ziel, das für das Projekt „Außerhäusliche Verköstigung“ gesetzt wurde. Cornelia Harms (Freiburg) stellte in dem Fachgespräch, an dem Fachkräfte, Mitglieder von Selbsthilfegruppen und ehrenamtliche Helfer teilnahmen, das Projekt vor. „Solch ein Projekt kann nur auf Freiwilligkeit der Gastronomen beruhen und mit Hilfe der Mitglieder der AAK entstehen“, führte sie aus. Dabei gehe es um noch mehr Transparenz bei der Kennzeichnung der Lebensmittel: „Dies würde Inklusion der Betroffenen bedeuten, vom Kleinkindalter bis zum Erwachsenenalter, die Aufklärung verbessern und auch das Verständnis fördern.“

Für das Projekt müssen Kooperationspartner gewonnen und Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden. Kurzfristiger könnte ein Kurzfilm produziert werden, ebenso ein Lehrfilm für alle, die Lebensmittel servieren und verkaufen. Eine Öffentlichkeitskampagne würde weiter für das Thema Allergie sensibilisieren.

Weiter im Auge behalten werde man, das Vorgehen in Kindertagesstätten. „Kinder, werden ausgeschlossen oder gar nicht erst aufgenommen, weil sie irgendetwas nicht vertragen“, schilderte Harms die Situation. Da müsse man regional tätig werden.

Einen theoretischen Ansatz für das Thema des Fachgesprächs rückte Dr. Joachim Hartlieb (Unna) in den Fokus. Zum „Weg zur Gesundheit“ gehörten zwei Aspekte: Die ressourcenstärkende Gesundheitsförderung und die Prävention hinsichtlich der Gesundheitsrisiken. Beide Wege führen zur Gesundheit.

Kommunales Gesundheitsmanagement bedeute demnach eine Interessenvertretung für Betroffene zu sein, eine Atmosphäre der Fairness zu schaffen und auch zu vermitteln wie auch zu vernetzen. „Diese Bereiche sollten stark zusammenspielen“, sagte Hartlieb. Es gehe darum, Menschen zu erreichen, die sich aus Angst vor Stigmatisierung zurückziehen und nicht erreicht werden. Akteure innerhalb und außerhalb des Zirkels sind aufgerufen zu kooperieren und bestehende Infrastrukturen für weitere Kooperationen zu nutzen: „Health all policies – es geht darum in allen Bereichen, ob Wohnen, Schule, Jugendhilfe, zu agieren. Für jeden Bereich ein eigener Planungsbeauftragter – wie wäre es, wenn sie gemeinsam Ziele und Planungen entwickeln würden?“

Gesundheitskompetenzen – ein weiterer Aspekt des Fachgesprächs, den Dipl.-Psych. Oliver Gießler-Fichtner (Gaißach, Bad Tölz) näher betrachtete. Rahmenbedingungen und Individualwesen müssten gelesen, bewertet und umgesetzt werden. Vier Stufen zögen sich durch die Gesundheitskompetenz, um das Leben zu erleichtern.

Wichtig dabei: In welcher Umwelt leben wir? Die Fragen „Wo bekomme ich unverdorbene Lebensmittel her und kann ich sie auch bezahlen?“ beschäftigten: „Menschen sind aufgefordert, teilzunehmen an der Gesundheit. Noch intensiver wird dies, wenn es um das eigene Kind geht.“ Bei einem nationalen Aktionsplan lohne der Blick in die Schweiz und nach Österreich. Beispiel Österreich: Dort sei das Thema beim Bundesgesundheitsministerium angesiedelt. Was kann man tun, um die Volksgesundheit möglichst hoch zu halten? Es gehe darum, Menschen zu befähigen, ihre Gesundheit zu erhalten, wenn sie es wollen.

Ein weiterer Bereich: Wie können Eltern allergiekranker Kinder finanziell entlastet werden? Almut Schleifenbaum (Herborn) verwies darauf, dass das Besteuerungsverfahren in besonderen Teilen modernisiert werden müsse. Die derzeitigen Sorgen der Menschen müssen sich im Gesetz wiederfinden. Eine Anpassung sei schon Jahrzehnte nicht erfolgt.

Der zweitägige Workshop rückte „Netzwerke und Selbsthilfe für kommunale Prävention und Gesundheitsförderung“ intensiver in den Mittelpunkt. Der Erfahrungsaustausch, aber auch Tipps für den Alltag bildeten im Programm wichtige Bausteine. Kriterien für eine gelingende kommunale Netzwerkstruktur wurden erarbeitet, die besonderen Kompetenzen von Selbsthilfegruppen wurden hervorgehoben und Handlungsempfehlungen für Prävention und Gesundheitsförderung vorgestellt.

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