Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Konsequenzen für Unterricht und Gruppenleitung

Allergiekranke Kinder stellen zuallererst für alle, die pädagogisch mit ihnen umgehen, die Anforderung, sie mit ihrer chronischen Erkrankung zu akzeptieren. Wer die Forderungen, die beim Umgang mit dem allergischen Kind gestellt werden, nur als lästigen zusätzlichen Aufwand betrachtet, drängt – bewusst oder unbewusst – das Kind von vornherein in eine Außenseiterrolle.

Es ist ganz klar, dass es oft schwierig ist, ein allergiekrankes Kind in eine Gruppe so zu integrieren, wie es bei einem gesunden Kind möglich ist. Bei den anderen Kindern muss Verständnis für Sondermaßnahmen erzeugt werden. Diese Maßnahmen haben ohne Zweifel auch Auswirkungen auf die Gruppe, so zum Beispiel, wenn im Sommer Sportunterricht in der Halle stattfinden oder wenn eine Klassenfahrt deshalb teurer wird, weil ein preiswertes Ziel für ein allergiekrankes Kind nicht zumutbar ist.

Verständnis muss aber auch dafür aufgebracht werden, dass ein allergiekrankes Kind von manchen Dingen befreit werden muss. Bei allergiekranken Kindern sind Leistungsschwankungen im Zusammenhang mit der jeweiligen Schwere ihrer Erkrankung erheblich größer als bei anderen Kindern. Krankheitsbedingt kommt es immer wieder zu Fehlzeiten. In der Schule sind sie teilweise nicht voll belastbar. Vor allem Pollenallergiker sind gerade dann besonders in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt, wenn es in den meisten Schulen "um die Wurst" geht. Im Rahmen des Machbaren sollten deshalb allergiekranke Kinder immer die Möglichkeit haben, bestimmte von der Schule geforderte Leistungen vor- oder nacharbeiten zu können: Das kann über umfangreichere Hausaufgaben geschehen oder dadurch, dass Klassenarbeiten nachgeschrieben werden. Teilweise sind andere Formen von Leistungsnachweisen denkbar: So könnten besonders gute schriftliche schulische Leistungen in beschwerdefreier Zeit höher bewertet werden als die schlechte Klassenarbeit im gesundheitlich labilen Zustand. Erfahrungsgemäß kommen allergiekranke Kinder mit den schulischen Leistungsanforderungen besonders dann nur wenig in Konflikt, wenn - wie schon in vielen Grundschulen üblich – nach Wochenplan und in Freiarbeit gearbeitet wird. Hier wird institutionell ein Rahmen vorgegeben, der Lernen nach der jeweiligen Leistungsfähigkeit ermöglicht.

Ein Fehler, den Eltern, Lehrer/innen und Erzieher/innen gleichermaßen oft begehen, besteht darin, das kranke Kind überzubehüten. Achten Sie deshalb darauf, dass es keinen "Krankheitsgewinn" bekommt:

  • Es kann nicht verlangt werden, dass ein Kind nach einem nächtlichen Asthmaanfall eine Arbeit schreibt. Es kann aber verlangt werden, dass die Arbeit nachgeschrieben wird.
  • Es kann nicht verlangt werden, dass ein Kind an Spielen in einer staubigen und feuchten Turnhalle teilnimmt. Es kann aber verlangt werden, dass das Kind an Gruppenaktivitäten teilnimmt.
  • Es kann nicht verlangt werden, dass ein allergiekrankes Kind sportliche Höchstleistungen bringt. Es kann aber verlangt werden, dass es im Rahmen seiner Möglichkeiten körperlich trainiert.

Eine besondere Situation entsteht für ein allergiekrankes Kind, wenn ein Kuraufenthalt geplant ist. Klimakuren sind heute aus einer erfolgreichen Allergietherapie nicht mehr wegzudenken. Allergenarmes Klima, Ruhe, Erholung und Anregung durch Sport und eine neue Umgebung geben dem betroffenen Kind wieder Kraft und Ausgeglichenheit, die es für die Bewältigung der Allergie braucht.

Auch ein längerer Klinikaufenthalt ist nicht immer zu vermeiden. So kann es häufiger vorkommen, daß allergiekranke Kinder sechs Wochen oder länger ihre gewohnte Umgebung, also auch den Kindergarten oder die Schule verlassen. Für sie ist wichtig, zu Hause den "Anschluss nicht zu verpassen". Heute gibt es in vielen medizinischen Einrichtungen Kindergärten und Schulunterricht. Setzen Sie sich mit den Eltern und gegebenenfalls mit den Pädagogen der Einrichtung in Verbindung, um den individuellen "Kurfahrplan" zu erarbeiten. Das allergiekranke Kind braucht keinen übertriebenen Schutz und kein Mitleid – es braucht ein angemessenes Eingehen auf seine Problemlage.

Die Erfahrungen von Eltern und Pädagogen zeigen, daß allergiekranke Kinder in ihrem Schulabschluss oft hinter den eigenen Möglichkeiten bleiben. Gute Schulabschlüsse haben aber gerade für allergiekranke Kinder eine sehr hohe Bedeutung: Weil durch die Erkrankung viele Berufsbereiche verschlossen bleiben, sind allergische Kinder oft darauf angewiesen, Berufe zu ergreifen, in denen sie überwiegend ihre Kenntnisse nutzen. Berücksichtigen Sie das als Lehrer/in – und Sie können entscheidend dazu beitragen, den Lebensweg eines allergiekranken Kindes von der schulischen Seite her positiv zu beeinflussen.

In Klassenkonferenzen, Versetzungskonferenzen und ähnlichen Besprechungen ist daher immer wieder zu überlegen, wie einem allergiekranken Kind das Erreichen des höchstmöglichen Abschlusses ermöglicht (nicht: geschenkt!) werden kann. In den oberen Klassen sollte die Allergie bei der Berufswahl immer mit berücksichtigt werden. Oft kann hier der Berufsberater, der sich auf die Beratung chronisch kranker Jugendlicher spezialisiert hat, der bessere Ansprechpartner sein als der allgemeine Berufsberater. Für Schüler hat die AAK einen "Info-Tip" herausgegeben, der auch in einer größeren Stückzahl bestellt werden kann.