Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Quellen für Schadstoffe in Wohnung und Haus

1. Baumaterial

1.1. Isoliermaterial

Grundsätzlich ist zur Isolation von Häusern und Räumen zu sagen, dass falsches Isolieren nicht den Interessen allergiekranker Bewohner entspricht; denn die gesundheitsschädliche Konzentration von Schadstoffen, die u.a. aus Bau- und Bauhilfsstoffen sowie Möbeln ausdünstet, kann sich dadurch erhöhen. Außerdem wird der notwendige Feuchtigkeitsausgleich behindert und so das Wachstum von Schimmelpilzen unterstützt (13).

Folgende Dämmaterialien sind nicht zu empfehlen:

  • organische Schäume (wie Polystyrol oder Polyurethan): Diese als Styroporplatten bezeichneten Materialien können Styrol ausdünsten, das Nase und Augen reizt und im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen (10).
  • Glasfasern: Glasfasermatten, die mit Kunstharzen gebunden sind, können Formaldehyd abgeben, welches durch Inhalation gesundheitsschädlich wirkt. Glasfasern selbst können brechen und, wenn die Dämmung nicht dicht abgeschlossen ist, als Faserteilchen in die Atemluft gelangen. Je nach Größe der Fasern können diese in das Lungengewebe eindringen (10), wo sie als Schadstoff bzw. Allergenträger wirken.
  • Mineralfasern: Stäube von Mineralfasern können Augenbrennen und andere Symptome hervorrufen (10). Mineralfasern mit einem kleineren Durchmesser als 1 mm werden als potenziell karzinogen (krebserregend) eingestuft.
  • UF-Ortsschaum: Wegen Formaldehydausdünstungen ist dieses Dämmaterial, das zum Abdichten von Hohlräumen eingesetzt wird, nicht empfehlenswert. Rose (10) zitiert einen Fall aus England: Der zur Wärmdämmung verwendete UF-Ortsschaum löste bei Schülern eine Epidemie mit Symptomen wie Erbrechen, Kopfweh, Augentränen aus.

Empfehlenswerte Alternativen:

Zur Wärme- bzw. Schalldämmung empfiehlt Rose (10)unbehandelte feste Stoffe (z.B. Kork), Zellulose (z.B. Isofloc, ein Produkt aus Altpapier) oder Faserstoffe aus organischen Fasern (z.B. Holzwolle-Leichtbauplatten, Kokosmatten).

Bei nachträglicher Isolation der Wand hinter Heizkörpern, z.B. durch Kork mit Aluminiumfolie, ist darauf zu achten, keine lösungsmittelhaltigen Kleber zu verwenden. Diese geben besonders bei höheren Temperaturen Schadstoffe in die Raumluft ab (10).


1.2. Putz

Kunstharzputz als Innenputz gibt eventuell Weichmacher, Dispersionsmittel oder Monomere an die Luft ab. Außerdem behindert er die Wandatmung. Bei Gipsputz sollte beachtet werden, dass Industriegips – im Gegensatz zu Naturgips – Schadstoffe abgeben kann.

Vorteilhaft erscheint Kalkputz. Er ist pilzabweisend (fungizid), antibakteriell und wirkt sich positiv auf die Raumluft aus, indem er die Luftfeuchtigkeit ausgleicht und Schadstoffe absorbiert.

Auch Naturfaserinnenputz ist frei von schädlichen Stoffen und übt eine positive Wirkung auf das Raumklima aus.

Alle hier aufgeführten Hinweise zum Thema Putz stammen aus Rose, "1000 Tips zum gesunden Wohnen" (10). Dort kann man auch weitere Vor- und Nachteile von Innen- und Außenputzmöglichkeiten nachlesen.


1.3. Spanplatten

Spanplatten werden aus Holzspänen, Bindemittel, Salzverbindungen oder Stärke, Flammschutzmitteln, Farben, wasserabstoßenden Substanzen und Holzschutzmitteln hergestellt (13). Problematisch sind vor allem die Bindemittel. Früher verwendete man vorwiegend Formaldehyd, neuerdings eher Isocyanate. Beide Alternativen haben jedoch Nachteile: Isocyanate sind giftig und allergieauslösend (18). Formaldehyd führt z.B. zu Kopfschmerzen, Unwohlsein, Schlafstörungen, Ekzemen, Schleimhautreizung (ständiges Nasenlaufen), wie auch Atemwegsreizungen. Darüber hinaus steht es im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Meinungen darüber, inwieweit die Bindemittel an die Umwelt abgegeben werden, gehen auseinander. Formaldehyd gast jahrelang aus, besonders intensiv in der ersten Zeit. In bezug auf den Formaldehydgehalt gibt es neuere Grenzwerte. Die Spanplatten werden – je nach Abgabe von Formaldehyd an die Luft – in drei Klassen eingeteilt:

  • Emissionsklasse 1 (E 1) max. 0,1 ppm*
  • Emissionsklasse 2 (E 2) max. 1,0 ppm
  • Emissionsklasse 3 (E 3) max. 2,3 ppm

* "parts per million" = 1 Teil einer Million Teile

Eine unschädliche Alternative scheinen zementgebundene Spanplatten zu sein. Allerdings sind sie relativ schwer und müssen vor Wasser und hoher Luftfeuchtigkeit geschützt werden (16). Eine weitere Möglichkeit sind magnesitgebundene Spanplatten(10) oder, je nach Verwendungszweck, naturharzgebundene Holzfaserplatten (z.B. Pavapor, Pavatherm) sowie Gips-/Zelluloseplatten (z.B. Fermacell).

Praktische Tips dazu, wie man eine vorhandene Formaldehydbelastung durch Spanplatten vermindern kann, finden sich im Buch "Formaldehyd in Haus und Haut" (21).


1.4. Fensterrahmen, Formteile und Kabel aus Hart-PVC

Kunststofffenster werden meist unter Verwendung von Profilen und Dichtungen aus PVC, einem unter baubiologischen Aspekten problematisch zu bewertenden Kunstoff, hergestellt. Bei PVC ist langfristig mit einem Ausgasen von Weichmachern und gesundheitsschädlichen Reststoffen aus dem Kunststoff zu rechnen. PVC selbst steht im Verdacht, krebs- und erbgutschädigend zu sein. Häufig enthält PVC, z.B. auch bei der Verwendung für Kabel, Flammschutzmittel wie PCB, die die Entflammbarkeit und Brennbarkeit der Kunststoffe herabsetzen. Ein weiterer Nachteil von Kunststoffenstern ist, dass sie durch elektrostatische Aufladung Staub anziehen.

Sinnvoller ist die Verwendung von Holzfenstern. Dabei ist natürlich zu beachten, dass das Holz nicht mit Holzschutzmitteln belastet ist und bei der Oberflächenbehandlung auf Naturharzöle zurückgegriffen wird (10).


1.5. Tapeten

Tapeten werden heute anstelle natürlicher Ausgangsstoffe oft mit synthetischem Material und chemischen Zusatzstoffen, z.B. Kunstharzen auf Formaldehydbasis, Weichmacher, hergestellt. Bei großflächiger Verarbeitung ist dann besonders auf die mögliche Formaldehydbelastung zu achten (10). Das gilt auch für Rauhfasertapeten (20). Zum Schutz vor Pilzbefall sind gegebenenfalls Konservierungsmittel zugesetzt. Die Druckfarben können auf Lösungsmittelbasis oder wässriger Basis beruhen, aber auch in der wässrigen Basis ist Äthanol bzw. Propanol vorhanden.

Kunststoffbeschichtete Tapeten gleichen außerdem die Raumluftfeuchtigkeit nicht so gut aus wie Papiertapeten oder Rauhfaser. Das wirkt sich negativ auf das Raumklima aus (17).

Empfehlenswert scheinen Papiertapeten oder Rauhfasertapeten aus ungebleichtem Papier, die mit formaldehydfreien Leimen verarbeitet wurden.


1.6. Farben

Schimmelfester Anstrich enthält schädliche Stoffe zur Pilzbekämpfung (Fungizide). Obwohl Allergiekranke Schimmelpilzbildung in der Wohnung vermeiden müssen, sollte das nicht auf diesem Wege geschehen, sondern durch bauliche Maßnahmen, z.B. durch ausreichende Belüftung und die Verwendung von luftdurchlässigen Materialien.

Acryllatex-Farbe ist eine der bedeutendsten Quellen der Raumluftverschmutzung. Es werden reizende und krebsverdächtige Stoffe ausgedünstet (6). Generell am ungünstigsten sind Dispersionsfarben (damit sind üblicherweise Kunststoff-Dispersionsfarben gemeint) (8). Sie geben Lösungsmittel und Pestizide an die Raumluft ab und sind nur wenig diffusionsfähig (10). Einige ihrer chemischen Inhaltsstoffe gelten als krebserregend und erbgutschädigend (6).

Es gibt auch Dispersionsfarben auf Naturharzbasis. Sie enthalten aber auch Lösemittel und Harze aus Baumharzen und Citrusschalen, die bei unsachgemäßem Gebrauch zu Gesundheitsschäden führen bzw. allergieauslösend wirken können (20).

Generell zu empfehlen sind Naturfarben, vor allem Kalkfarben (Nachteil: nicht wischfest) und Leimfarben (Nachteil: relativ schwache Farben). Weitere Arten von Naturfarben und ihre Vor- und Nachteile sind in dem Buch "1000 Tips zum gesunden Wohnen" (10) aufgelistet. Allergiker können allerdings auch auf die Stoffe in Naturfarben reagieren und sollten sich deshalb vorher genau darüber informieren(17). Die wichtigsten Rohstoffe, die Naturfarbenhersteller verwenden sind Pflanzenharze, -öle, -wachse, -leime und -gummis, Alkohol, Pflanzenfarben (z.B. Indigo), Wirkstoffe aus Heilkräutern mit pilz- und insektenabwehrender Wirkung, Bienenwachs, Mineralstoffe (z.B. Kreide). Probleme kann z.B. auch Terpentin bereiten (siehe unten).


1.7. Lacke

Lacke und Farbensetzen sich aus Pigmenten mit Füllstoffen, Bindemitteln, Lösungsmitteln und Hilfsmitteln zur Erzielung bestimmter Eigenschaften zusammen (18). Herkömmliche Lacke haben einen hohen Anteil an Lösungsmitteln. Acrylharzlacke enthalten zwar weniger Lösungsmittel, dafür aber andere giftige ausdünstende Stoffe wie Fungizide (17), bisweilen auch Formaldehyd (18).

Natur- und "Bio"-Lacke enthalten Stoffe, die im Einzelfall Allergien auslösen können (17), z.B. das als ekzemauslösend bekannte Terpentinöl (18).

Schweer (17) kommt aus diesen Gründen zu der Empfehlung, "besser gar keine Lacke" zu verwenden. Rose (10) empfiehlt Naturharzlacke, die es für die verschiedensten Anwendungsbereiche gibt. Auch Leinöl stellt eine Alternative dar.

Wenn Sie bei der Auswahl dennoch auf Lacke nicht verzichten wollen, sollte Sie der "blaue Umweltengel" nicht beruhigen. Er wird vorwiegend nach dem Kriterium "umweltschonend" - was nicht gleichbedeutend ist mit "gesundheits-verträglich"- vergeben. Außerdem darf der Hinweis schon dann erfolgen, wenn aus einem Lack von 25 % vorher enthaltenen giftigen Lösungsmitteln 10 % herausgenommen wurden (13). Die Kennzeichnungen auf Lackdosen "für außen", "für innen" haben ebenfalls keinen Aussagewert über die lufthygienische Qualität, sondern beziehen sich nur auf die Wetterfestigkeit.