Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Behandlung

Allgemeine Hautpflege

Ein Teil der Kinder mit Neurodermitis braucht am ganzen Körper ständig Hautpflege, wenn die Haut rauh und trocken ist und schuppt.

Falsch: Cortison-Salben eignen sich nicht zum Einfetten trockener Haut. Sie sind bei anhaltender und umfangreicher Anwendung schädlich. Zuviel Fett schadet oft der Haut, denn dann zeigt die Haut gerade krankhafte Veränderungen. Man kann des Guten auch zuviel tun!

Richtig: Einfetten mit Eucerin oder Salben, die vom Arzt verordnet sind. Nicht bei allen Kindern ist ständiges Fetten erforderlich. Es kann aber vorkommen, dass das Einfetten nach wenigen Stunden wiederholt werden muss, auch während der Nacht. Der Erfolg wird sich bald einstellen, so dass die Zahl der täglichen Behandlungen stark vermindert werden kann.

Medizinische Bäder

Diese werden längst nicht mehr so häufig angewendet wie noch vor mehreren Jahren.

Falsch: Vorsicht: Auch hier kann "Zu viel" schaden und den Säureschutzmantel zerstören. Zu viel warme Bäder trocknen die Haut aus.

Richtig: Bei entsprechenden Hautbefunden können ein bis zwei Vollbäder wöchentlich in Betracht kommen, nur ganz selten, und dann auch nur kurzfristig, noch mehr. Die Wassertemperatur soll nur bei 32–35 °C liegen, bei ganz kleinen Kindern ausnahmsweise auch bis höchstens 36 °C. Die Wassertemperatur muss immer mit dem Badethermometer kontrolliert werden! Bei Entzündungen der Haut wird vom Arzt ein Zusatz zum Badewasser verordnet werden, z.B. Kalium permanganicum (Kalium permanganat).

Salben und Creme

Vom Arzt werden je nach Beschaffenheit der Haut für die lokale Behandlung viele verschiedene Salben, Cremes oder Lösungen verordnet. Die beste Salbe kann es nicht geben, da Patienten verschieden reagieren können. Was dem einen Kinde nützt, braucht dem anderen noch lange nicht zu helfen. Ein Wechsel der Salben in größeren Abständen kann durchaus zweckmäßig sein. Wenn unter einer bewährten Salbe der Erfolg nicht befriedigend ist, muss damit gerechnet werden, dass diese Salbe nach langem Gebrauch nicht mehr vertragen wird. Dann ist ein Seitenvergleich angezeigt, da bei der Neurodermitis der Befall der Haut auf beiden Körperseiten in der Regel sehr ähnlich ist. Auf der einen Seite (z.B. in den Ellenbeugen) wird die zu prüfende Salbe verwendet, auf der anderen Körperseite eine andere oder eventuell auch gar keine Salbe. Innerhalb von zwei Tagen ist die Entscheidung leicht zu treffen, welche Salbe besser hilft oder vertragen wird.

Cortison-Salben

Vom Arzt verordnete Cortison-Salben helfen hervorragend bei akuten Entzündungen auf einer nicht geschädigten Haut.

Falsch: Cortison-Salben eignen sich nicht zum Einfetten der Haut. Sie dürfen nicht als Dauerbehandlung und nicht auf großen Flächen eingesetzt werden. Es gibt keine Cortison-Salbe, die – auf Dauer gesehen – unschädlich wäre. Je wirksamer eine Salbe ist, desto schädlicher ist sie meist bei zu langer Anwendung. Besonders gefährdet ist die Haut von Säuglingen, außerdem ist ganz besonders im Gesicht größte Zurückhaltung geboten.

Richtig: Cortison-Salben sollen nur bei starken Schüben und dann auch nur drei Tage lang angewendet werden, um einen besseren Zustand für die Weiterbehandlung mit harmlosen Salben zu erreichen. Außerdem soll die Fläche der Haut, auf die Cortison-Salbe aufgetragen wird, so klein wie möglich sein. Auf nässender Haut können feuchte Auflagen helfen (z.B. mit Kamillen-Extrakt, Rivanol, Tannolact). Wenn Cortison-Salbe erforderlich zu sein scheint, hilft Pyoktanin-Lösung 1 %ig zum Bestreichen von Rhagaden oder kleinen Wundflächen sehr oft ausreichend und sinnvoll oder sogar besser. Pyoktanin desinfiziert, deckt die Wunden ab und trocknet die Entzündungen aus.

Cortison-Tabletten und Cortison-Spritzen

Sie führen nach dem Absetzen meistens zu Rückfällen und werden bei Neurodermitis allein nicht verwendet. Wenn ein Kind gleichzeitig an Asthma bronchiale leidet, lassen sich Cortison-Tabletten oder Spritzen manchmal nicht vermeiden. Dabei übt das Cortison selbstverständlich auch bei der Neurodermitis eine Wirkung auf die Entzündung aus. In letzter Zeit werden zur Behandlung eines schweren Asthmas vermehrt Cortison-Dosier-Aerosole eingesetzt. Diese sind im oben beschriebenen Zusammenhang nicht gemeint. Sie haben auch keinen Einfluss auf die Neurodermitis.

Physikalische Therapie

Wenn die akuten Entzündungen hinreichend gemildert oder abgeklungen sind, hilft bei einem Teil der Neurodermitiker physikalische Therapie, besonders wenn die Hautkrankheit von Durchblutungsstörungen der Arme und Beine begleitet ist. Bei manchen, besonders älteren Neurodermitikern ist die Durchblutung der Haut schlechter als bei Gesunden, die Haut ist grau-weiß, es besteht eine weiße Hautschrift (weißer Dermographismus). Durch Kratzen auf der Haut, z.B. an der Brust, oder bei Untersuchung durch einen Strich auf dem Rücken entsteht nach mehreren Sekunden ein weißer Strich. Es ist dann nützlich, diesem Befund Aufmerksamkeit zu schenken.

Falsch: Bei Entzündungen oder Eiterungen auf der Haut darf diese nicht gereizt werden.

Richtig: In einem leichteren Stadium kann die Förderung der Hautdurchblutung sehr nützlich sein. Dafür sind Kneippsche Güsse oder Sauna-Bäder hilfreich.

 

 

Klimatherapie

Bei der Neurodermitis kann im Reizklima der Nordsee oder des Hochgebirges eine erfolgreiche Klimatherapie durchgeführt werden. Dabei sind aber die Wirkungen des jeweiligen Klimas völlig verschieden. Es sollte daher versucht werden, die Einflüsse auf die kranke Haut vorher zu bedenken. Das Nordseeklima ist gekennzeichnet durch ausgeglichene Temperaturen, d.h. die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind kleiner als im Binnenland. Der Sommer ist meist relativ kühl, der Winter je nach Wetterlage von der Temperatur aus betrachtet oft relativ mild. Durch den überwiegend starken Wind kommt es dann zu einer sehr hohen Abkühlung. Der böige, stoßweise auftretende, starke Wind regt die Blutgefäße in der Haut dazu an, die Durchblutung und damit die Temperaturregulierung wieder zu erlernen. Diese starken Reize müssen aber vertragen werden, da Entzündungen der Haut verstärkt werden können. Gefahr droht daher besonders Kleinkindern im Winterhalbjahr. Eine langsame Gewöhnung an starke Klimareize verbessert die Erfolgsaussichten wesentlich.

Für das Gebirge wird eine Höhenlage von mindestens 1.500 m über Normalnull im Sommer und von 1.000 m ü. N. N. im Winter empfohlen. Die Temperaturschwankungen sind stärker als an der See. Der wirksame Faktor ist die in der Höhe immer geringere Luftfeuchte (es handelt sich bei der Wirkung auf den Körper nicht um die relative Feuchte, die in Prozent angegeben wird, sondern um die absolute Feuchte). Da diese sehr niedrig ist, trocknen Entzündungen aus, wodurch auch der Juckreiz stark vermindert wird.

Sowohl an der Nordsee wie auch im Gebirge wird die Hormonausschüttung im Sinne einer körpereigenen Cortisonbehandlung angeregt. Diese ist immer unschädlich und kann zu schnellen Erfolgen beitragen.

Für beide Heilklimagebiete kommt die Ultraviolett-Strahlung als kräftiger Heilfaktor hinzu, der im nächsten Absatz beschrieben wird.

Falsch: Insbesondere bei Kleinkindern mit schwerer entzündlicher Neurodermitis ist eine Reizung der Haut in den ersten Tagen durch zu frühen Aufenthalt am Strande zu vermeiden. Dies gilt entsprechend auch für das Gebirge. Dort sind insbesondere während der ersten Tage Seilbahnfahrten zu unterlassen.

Richtig: In jedem Reizklima, insbesondere wenn es sich dort um den ersten Aufenthalt handelt, sollte vorsichtig angefangen werden, damit eine langsame Anpassung stattfinden und der Körper sich in kleinen Schritten eingewöhnen kann.

Ultraviolett-Strahlung

In den letzten Jahren hat die Behandlung mit natürlicher Ultraviolettstrahlung (Sonnenbestrahlung, Heliotherapie) oder Bestrahlung mit Lampen wissenschaftliches Interesse und Bestätigung durch biochemische Befunde erlangt. Entscheidend ist dabei aber die richtige Durchführung. Es gibt kein Mittel, das bei der Neurodermitis eine so intensive Heilwirkung entfaltet, wie eine richtig durchgeführte Besonnung mit Ultraviolett-Strahlung (außer Cortison-Tabletten oder Cortison-Salben-Behandlung, die bekanntlich auf Dauer nicht vertragen werden). Bei allen Empfehlungen für Sonnenbäder müssten die klimatischen Unterschiede deutlicher herausgestellt werden, je nachdem, um welches Gebiet es sich handeln soll. Mit einer kurzen Formulierung ist das nicht getan.

Gebirge: Die Ultraviolett-B-Strahlung, die biologisch wichtigste, die aber auch den Sonnenbrand hervorrufen kann, nimmt im Winter/Frühjahr (Februar-April) abhängig von der Höhenlage an Intensität sehr stark zu. Die Haut ist vom Winter her noch besonders empfindlich und die Strahlung – abhängig von der Höhenlage – schon sehr stark. Dreifache Intensität der Strahlung ist schnell erreicht, abgesehen davon, dass im Flachland im Winter oft starke Bewölkung anzutreffen ist.

Mittelmeerländer: In südlicheren Breiten ist der Sonnenstand viel höher als bei uns, die Luft ist meist klarer. Im Sommerurlaub ist die Strahlung daher viel intensiver als in Deutschland.

Nordsee/Ostsee: Bei Reinheit der Luft bietet die See, insbesondere bei weitem Strand, eine intensive Streustrahlung von allen Himmelsrichtungen, die vom aufrecht gehenden oder spielenden Kind und Erwachsenen ausgezeichnet genutzt werden kann. Die Reflexion tritt dagegen über Wasser, Watt und Sand mit durchschnittlich nur etwa 10 % weit zurück.

Falsch: Sonnenbäder in der Mittagszeit wegen des höchsten Sonnenstandes. Sonnenbrand muss unbedingt vermieden werden, das gilt ganz besonders für Kinder. Sonnenschutzmittel werden von Neurodermitikern oft schlecht vertragen.

Richtig: Zu beurteilen ist zunächst der Hauttyp. Dieser ist ziemlich sicher an der Haarfarbe zu erkennen: rotblonde sind hoch empfindlich für Ultraviolett-B-Strahlen, hellblonde weniger, brünette noch weniger und dunkelhaarige Personen am geringsten. Die Empfindlichkeit dürfte sich etwa wie 10:1 verhalten. Während im Gebirge im Februar/April und am Mittelmeer im Sommer Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor unerlässlich sind, kommt man an der See bei vernünftigem Vorgehen auch ohne diese aus, da diese bei Neurodermitikern oft Reizungen hervorrufen können. Bei mittlerer Empfindlichkeit werden bei höchstem Sonnenstand (um den 21. Juni in der Mittagszeit) etwa 30 Minuten vertragen. Eine Steigerung der Dauer des Sonnenbades von Tag zu Tag um etwa 25 % ist angemessen. Entscheidend für die Gefährdung ist der Einfallswinkel. Im rechten Winkel ist die Wirkung am stärksten, also sind Schultern und beim Liegen im Strandkorb auch die Bauchseite am stärksten betroffen. Für kleine Kinder spielt das keine Rolle, da sie nicht still liegen bleiben.

Richtig: Am günstigsten ist es, wenn man an der See die Abkühlung durch den Wind mit Sonnenbädern kombiniert.

Keine Gefahr droht bei einem Beginn der Sonnenbäder in den frühen Vormittagsstunden und am Nachmittag. Die Zahl der Sonnenbäder einschließlich Bestrahlung in Solarien soll in einem Jahr 50 nicht überschreiten. Sonnenbrand muss immer vermieden werden.