Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Gesundheitskompetenz – was ist das?

Daniela Hubloher, Verbraucherzentrale Hessen e.V.
 

Dieser Artikel wurde verfasst für die „Selbsthilfezeitung für die Wetterau“ und erschien zuerst in deren 38. Ausgabe

 

2016 zeigte eine Studie der Universität Bielefeld, dass über die Hälfte der deutschen Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügt
 

Was bedeutet der Begriff Gesundheitskompetenz? Während im englischsprachigen Raum „Health Literacy“ bereits seit längerem erforscht wurde, war in Deutschland das Wissen um Gesundheitskompetenz bis vor wenigen Jahren gering.

Unter Gesundheitskompetenz wird die Fähigkeit verstanden, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen. Einerseits um vorbeugend etwas für die Gesundheit zu tun, andererseits um bei Erkrankungen die nötigen Entscheidungen überlegt treffen zu können und sich die nötige Unterstützung durch das Gesundheitssystem zu sichern.

Die Ergebnisse der Studie der Universität Bielefeld waren erschreckend. Demnach hat mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung Schwierigkeiten, sich im Gesundheitssystem zurecht zu finden und seriöse Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und zu beurteilen. Besonders betroffen von einer eingeschränkten Gesundheitskompetenz sind Menschen mit Migrationshintergrund, mit niedrigem Bildungsniveau, mit chronischen Krankheiten, im höheren Lebensalter und mit niedrigem Sozialstatus.

Die Bedeutung einer guten Gesundheitskompetenz wird immer klarer, denn

  • das Gesundheitssystem wird nicht einfacher, sondern immer komplexer,
  • die Lebenserwartung und der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt,
  • chronische Krankheiten nehmen zu,
  • es stehen immer mehr, vor allem digitale Informationen zu Verfügung,
  • die Rolle der Patienten im Gesundheitswesen ändert sich – der mündige Patient ist gefragt.

Die Folgen mangelnder Gesundheitskompetenz betreffen an erster Stelle die einzelnen Personen an sich, an zweiter Stelle aber auch die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Experten gehen davon aus, dass bei eingeschränkter Gesundheitskompetenz das Verhalten risikoreicher ist und Angebote zur Prävention und Früherkennung weniger in Anspruch genommen werden. Diagnosen werden später gestellt, die physische und psychische Gesundheit ist insgesamt schlechter, bis hin zu dem Risiko früher zu versterben. Gesamtgesellschaftlich verursacht mangelnde Gesundheitskompetenz hohe Kosten.

Das Ergebnis der deutschen Studie zur Gesundheitskompetenz rief viele Reaktionen hervor. Unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit wurde 2017 die Allianz für Gesundheitskompetenz ins Leben gerufen und von einer Gruppe von Wissenschaftlern und Praktikern der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz entwickelt.

Gesundheitskompetenz ist ein Thema, das sich auf viele Bereiche des Lebens erstreckt. Es betrifft das Gesundheitssystem und die Akteure im Gesundheitswesen, es betrifft außerdem die Bereiche Prävention, Erziehung, Ernährung, Arbeitswelt und Konsumverhalten. Die Handlungsempfehlungen des Nationalen Aktionsplans setzen deshalb an mehreren Lebensbereichen an und schlagen fünfzehn konkrete Maßnahmen vor.

Unter anderem soll die Förderung von Gesundheitskompetenz 

  • im Erziehungs- und Bildungsbereich so früh wie möglich beginnen,
  • im Beruf und am Arbeitsplatz erfolgen,
  • im Umgang mit Konsum- und Ernährungsangeboten gestärkt werden und
  • in der Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen berücksichtigt werden.

Eine sehr wichtige Handlungsempfehlung lautet, dass die Kommunikation zwischen den Gesundheitsberufen und den Patienten verständlich und wirksam gestaltet werden soll.

Außerdem sollen Gesundheitsinformationen nutzerfreundlich gestaltet werden. Doch wie finden Verbraucher und Patienten seriöse Gesundheitsinformationen? Zu diesem Zweck soll stufenweise ein nationales Internetportal rund um Fragen zur Gesundheit aufgebaut werden. Dieses Internetportal soll verlässliche Informationen zu Gesundheits- und Präventionsfragen bieten und in einem zweiten Schritt den Zugang zu telefonischen und persönlichen Beratungsangeboten vereinfachen.

Die Gesundheitskompetenz von Verbrauchern und Patienten zu stärken, ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft und braucht langfristige Strategien. Eine wichtige Rolle spielen die Akteure im Gesundheitswesen. Sie sind gefragt, verständlich mit den Patienten zu kommunizieren und verlässliche, gut zugängliche Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen. Das Bildungssystem ist gefordert, gesundheitsbezogene Kompetenzen früh zu fördern und die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, um Chancengleichheit auch für sozial Schwächere zu ermöglichen.

Und schließlich sind natürlich die Verbraucher und Patienten selbst gefragt. Sie sollten ihre Rechte als Versicherte und Patienten kennen. Denn nur wer seine Rechte kennt, kann sie durchsetzen und Entscheidungen als mündiger Patient treffen.
 

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Quellen:


Kontakt:

  • Verbraucherzentrale Hessen e.V., Große Friedberger Straße 13–17, 60313 Frankfurt am Main, Tel: 069 972010-900, Fax: 069 972010-40, E-Mail: vzh@verbraucherzentrale-hessen.de