Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind
Hilfen für Kinder mit Asthma, Ekzem oder Heuschnupfen – (AAK) e.V.

Asthma bronchiale

In die körperlichen Erscheinungsformen von Heuschnupfen und von Neurodermitis kann sich auch ein gesunder Mensch mit etwas Phantasie wenigstens einigermassen einfühlen, wenn er an vergleichbare Erscheinungen bei anderen Erkrankungen denkt.

Dieses Einfühlen ist beim Asthma schwer möglich. Es gibt kaum eine andere Erkrankung, die ein vergleichbares oder nur ähnliches Erstickungsgefühl hervorrufen kann. Weder der Zustand nach einem schweren Hustenanfall noch der Zustand des schweren Atmens nach großer körperlicher Anstrengung lassen einen Vergleich zu: In beiden Fällen kommt man schnell wieder zu normalem Atmen, und man weiß das auch. Asthma vermittelt im Anfall jedoch mit jedem Atemzug das hoffnungslose Empfinden, in einem Zustand von Luftnot zu sein, aus dem man nicht mehr herauskommt.

Zwei Experimente vermitteln in etwa ein Gefühl für Erstickung:

  1. Machen Sie einen großen Waschlappen naß und legen Sie ihn doppelt vor Nase und Mund. Schließen Sie mit den Händen alle Lücken, durch die Luft ungehindert eindringen könnte, und atmen Sie dann einige Zeit durch den Waschlappen.
  2. Versuchen Sie einige Zeit nur durch einen Strohhalm einzuatmen. Sie werden bald merken, daß dies sehr anstrengend und schwierig ist.

Bei einem Asthmaanfall passieren drei Dinge entweder gleichzeitig, getrennt voneinander, nacheinander oder einzeln:

  • Die Schleimhaut der Bronchien schwillt an und verengt den Querschnitt der betroffenen Bronchien, so daß weniger Luft ein- und ausströmen kann.
  • Die Schleimhaut der Bronchien sondert unnormal viel zähen Schleim ab, der den Querschnitt der betroffenen Bronchien ebenfalls verengt.
  • Die Muskulatur um die Bronchien verkrampft sich und preßt die Bronchien zu engen Röhren zusammen.

Die Lunge füllt sich zunehmend mit alter, verbrauchter Luft. Sie bläht sich auf, und jeder neue Atemzug wird immer schwerer möglich. Die Aufblähung der Lunge behindert noch zusätzlich die Atmungstätigkeit. Um überhaupt Luft zu bekommen, setzt der Kranke im schweren Anfall die Atemhilfsmuskulatur ein: Er stützt sich in Sitzhaltung mit beiden Händen auf, und in der Hals- und Schultergegend ist die angestrengte Tätigkeit der Muskeln, die den Brustkorb dehnen, meist deutlich zu beobachten.

Die Disposition, Asthma zu bekommen, wird in vielen Fällen vererbt. Manchmal wird es auch durch schlechtbehandelte oder besonders schwere Infekte der Atemwege zum ersten Mal ausgelöst, und es tritt dann auch bei geringfügigeren Anlässen auf. Bei etwa Dreiviertel aller asthmakranken Schulkinder spielen Allergien eine wesentliche Rolle.

Neben Allergien gibt es weitere Ursachen, die Asthmaanfälle auslösen können. Aber ein asthmatisches Kind muss auf keinen Fall gleichzeitig an allen diesen Erscheinungsformen leiden:

  • Asthma wird durch Atemwegsinfekte immer verschlimmert. Bei einigen Kindern tritt Asthma aber fast nur im Anschluß an Atemwegsinfekte auf. Es wird Infektasthma genannt.
  • Bei manchen Kindern tritt vorzugsweise nächtliches Asthma auf, manchmal im Zusammenhang mit einer Hausstaubmilbenallergie, manchmal aber einfach deshalb, weil es im Schlaf auch beim gesunden Menschen schon zu einer Engerstellung der Bronchien kommt. Ein Kind mit nächtlichem Asthma kommt scheinbar gesund in die Schule oder in den Kindergarten – Schlafentzug und körperliche Belastung eines nächtlichen Anfalls gehen aber nicht spurlos an ihm vorüber.
  • Anstrengungsasthma liegt vor, wenn es erst im Verlauf von körperlichen Anstrengungen zu Atemnot mit einer Verkrampfung der Bronchien kommt, in Aypinter Weise jedoch oft erst 10 Minuten nach der Anstrengung. Etwa 80 % aller asthmakranken Kinder haben Anstrengungsasthma. Im Gegensatz zu anderen Asthmaanfällen können Anfälle, die durch Anstrengung ausgelöst werden, nach einiger Zeit von selbst abklingen. Wenn so ein Zustand, zum Beispiel im Sportunterricht, eintritt, muss das Kind unter Beobachtung bleiben.
  • Seelisch verursachtes Asthma gibt es kaum. Was bei der Neurodermitis gilt, stimmt auch beim Asthmakind: Die Grundlage für Asthma liegt in einer angeborenen oder erworbenen Allergieneigung. Beim Asthma kann eine angeborene und/oder erworbene grundsätzliche Überempfindlichkeit der Atemwege hinzutreten.

Der Zustand immer wiederkehrender Erstickungszustände kann nur auf dem Hintergrund eines stabilen sozialen Umfeldes mit Mut ertragen und sinnvoll behandelt werden. Problematische Erlebnisse, die ein gesundes Kind ohne weiteres bewältigt, können für Asthmakinder schon zur Belastung werden. Wie kein anderes Organ ist die Lunge auch Ausdrucksorgan für seelisches Erleben: Wer nicht genug Luft bekommt, kann weder richtig lachen noch richtig weinen. Er kann sich nicht immer an allen Aktivitäten, die altersgemäß sind, richtig beteiligen. Das führt manchmal zu auffällig anderem Verhalten – dies Verhalten ist aber Folge und nicht Ursache der Erkrankung.

Verlauf eines allergischen Anfalls